Vor knapp 30 Jahren fand der Hermann-Teig besonders guten Absatz und wurde für die unterschiedlichsten Backwaren verwendet. Ganz egal, ob Kuchen, Brot oder auch Kekse – mit Hermann-Teig konnte und kann man nach wie vor alles herstellen.
Ganz nebenbei ist der Teig noch sehr kostengünstig und lässt sich über sehr lange Zeit hinweg ‚züchten‘ und verarbeiten.
Dennoch hört man den Begriff heute immer seltener. Für viele ist der Hermann-Teig immer noch ein nicht gelüftetes Geheimnis. Grund genug, den Dingen hier einmal genauer auf den Grund zu gehen.
Was hat man sich unter einem Hermann-Teig vorzustellen?
Zuerst einmal ist der Hermann-Teig ein ganz normaler Sauerteig. Er wird aus den üblichen Komponenten wie Mehl, Zucker und Milch hergestellt und vermehrt sich aufgrund von Milchsäurebakterien und Hefekulturen quasi ganz von selbst.
Für gewöhnlich ist es Brauch, dass man einen Hermann-Teig beziehungsweise nur einen kleinen Teil eines Hermanns geschenkt bekommt.
Wird er entsprechend weiterverarbeitet, ist er nach zehn Tagen bereit, um gebacken zu werden.
Es wird jedoch nicht der ganze Teig verwendet, sondern wieder eine kleine Menge abgeteilt, um diese wiederum an eine andere Person zu verschenken. Auf diese Weise soll der Kreislauf nicht zum Stillstand kommen.
Was ist der Hermann-Brief?
Der sogenannte Hermann-Brief wird normalerweise zusammen mit dem Hermann-Teig verschenkt. Er enthält die dazugehörige Pflege- beziehungsweise Fütterungsanleitung.
Wenn man sich an diese hält, kann der Hermann-Teig für lange Zeit ein Mitglied einer jeden Familie sein.
Häufig findet man in dieser ganz speziellen Gebrauchsanleitung auch den Hinweis darauf, dass der Hermann-Teig nach Möglichkeit nicht mit Metall in Berührung kommen soll. Für das Umrühren des Teiges sollten daher nur Holz- oder aber Plastiklöffel verwendet werden.
Woher kommt Hermann ursprünglich?
Woher der Brauch um den Hermann-Teig kommt, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Es ranken sich zwar zahlreiche Gerüchte und auch zum Teil sehr lustige Geschichten um diesen speziellen Kuchenteig, aber die wahre Herkunft konnte bisher nicht eindeutig ermittelt werden.
Das Grundrezept für einen Hermann-Teig
Man muss nicht unbedingt einen Hermann-Teig geschenkt bekommen, um damit zu backen. Alternativ kann man ihn nämlich auch ganz leicht selbst herstellen. Zwar ist das Ganze nicht so einfach, wie selber Brot backen, aber wir zeigen trotzdem, wie es geht:
Man braucht:
- 60 g Weizenmehl, Typ 550
- 40 g Zucker
- 100 ml Milch (Magermilch ist ebenso möglich)
- 30 ml Buttermilch
- ½ Teelöffel von einem anderen Sauerteigansatz z. B. Weizen-ASG (ist aber nicht zwingend notwendig)
Am fünften Tag:
- 100 g Mehl
- 100 g Zucker
- 180 ml Milch
Am zehnten Tag:
- 100 g Mehl
- 100 g Zucker
- 180 ml Milch
Die Zubereitung
Zunächst einmal werden die einzelnen Bestandteile miteinander vermischt und so lange verrührt, bis sie einen glatten Teig ergeben.
Wer auf der Suche nach einem Sauerteigansatz fündig geworden ist, kann diesen nun dazugeben. Auf diese Weise beginnt der Teig schneller zu säuern. Doch auch ohne die Zugabe von Weizen-ASG oder Ähnlichem wird die Masse aller Wahrscheinlichkeit nach in ein bis zwei Tagen anfangen zu gären.
Sobald sich kleine Bläschen auf der Oberfläche bilden, ist der Hermann-Grundansatz fertig und kann in den Kühlschrank gestellt werden.
Damit der Teig nun weiter anwächst, muss er „gefüttert“ und umsorgt werden. Vom zweiten bis zum vierten Tag nach der Herstellung des Grundteigs steht regelmäßiges Umrühren auf dem Plan.
Am fünften Tag jedoch ist die große Fütterung. Füge dem Teig 100 g Mehl, 100 g Zucker sowie 180 ml Milch hinzu und stelle ihn dann wieder in den Kühlschrank.
Tag 6 bis Tag 9 wird wieder nur durchgerührt und am zehnten Tag wiederholt sich die Prozedur von Tag 5.
Danach muss der Hermann-Teig noch einmal für 12 Stunden kühl gestellt werden, bevor man ihn endlich zum Backen, Teilen und Verschenken verwenden kann.