In Deutschland werden jedes Jahr über 100 000 Privathaushalte zahlungsunfähig. Wer sind diese Menschen, warum geraten sie in die Schuldenfalle und – nicht zuletzt – wie können sie ihre Schulden loswerden?
Überschuldete Privathaushalte
Im Jahr 2009 stieg die Zahl der Privatinsolvenzverfahren erstmals auf über 100 000. Wer steckt hinter dieser Zahl? Überschuldete Personen sind laut einer Untersuchung in den Schuldnerberatungsstellen meist alleinlebend und männlich. Aber auch alleinerziehende Frauen geraten überproportional häufig in die Schuldenfalle. Durchschnittlich hatten diese Menschen Schulden in Höhe von 35 000 Euro, wovon die Hälfte auf Zahlungsverpflichtungen gegenüber Banken entfiel.
Ursachen der Überschuldung
Nicht mehr die Schulden loswerden können – dieses Gefühl trieb viele Menschen in den letzten Jahren in die Schuldnerberatungsstellen. Die häufigsten Probleme waren dabei Arbeitslosigkeit, der Verlust des Partners durch Trennung oder Tod oder eine Erkrankung. Einnahmequellen brechen weg, die Raten aber bleiben gleich. Weitere Ursachen liegen in einer unwirtschaftlichen Haushaltsführung – die Ausgaben werden den Einnahmen nicht angepasst. Schon Jugendliche geraten in eine Schuldenspirale, wobei am Anfang oft Handyverträge stehen.
Schulden loswerden – aber wie?
In Deutschland gibt es knapp 1000 Schuldnerberatungsstellen in Trägerschaft der Kommunen und der Wohlfahrtsverbände, die seriös und kostenlos Menschen beraten, die ihre Schulden loswerden wollen. Viele arbeiten mit Ehrenamtlichen zusammen – Menschen, die sich Zeit nehmen zum Zuhören, aber auch tatkräftig unterstützen und bei schwierigen Gängen mit dabei sind. Die Privatinsolvenz ist dabei nur die letzte Möglichkeit, die Schulden loswerden zu können. Viele Gläubiger lassen sich auf Gespräche ein, denn sie haben ein Interesse, ihr Geld überhaupt wiederzubekommen. Vor einem Insolvenzverfahren liegt immer ein Insolvenzvergleich, dem außergerichtlichen Einigungsversuch. Grundlage dafür ist ein sogenannter Schuldenbereinigungsplan. Er beinhaltet die Aufstellung aller Forderungen und einen individuellen Vorschlag, in welcher Reihenfolge und in welcher Höhe die Schulden beglichen werden sollen. Erst, wenn es hier zu keinem Erfolg kommt, beginnt das gerichtliche Schuldenbereinigungsverfahren, an dessen Ende eine Privatinsolvenz stehen kann. Wer seine Schulden loswerden will, muss sich ihnen also stellen.
Zahlen: Statistisches Bundesamt Destatis